Eine ganzheitliche Betrachtung
Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Diesen alten lateinischen Spruch haben schon unsere Vorväter in der Schule gelernt und wir wissen alle, dass es sich hierbei um mehr als nur eine Binsenweisheit handelt. Und weil der Beweis dafür mehr als nur einmal angetreten worden ist, gehen wir einen Schritt weiter und behaupten, dass auch ein gesunder Körper nur bei ebenfalls gesunden Zähnen bestehen kann.
Was die Altvorderen durch gutes Beobachten von Abläufen und Erkennen von Wechselwirkungen in unserem Körper zur medizinischen Regel machten, wurde mit modernen wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden erforscht und anerkanntermaßen bestätigt: Ein kranker Zahn, ein bakteriell befallener Mundraum, ein schlechter Pflegestatus wirken sich nachteilig auf andere Körperteile und deren Funktionen aus. Bereits in einer früheren Abhandlung haben wir mögliche Wechselwirkungen in unserem Körper angedeutet.
Verdeutlicht man sich nun, dass erwiesenermaßen bei mindestens 40% der Bevölkerung eine Paradontose bzw. Parodontitis (korrekte medizinische Bezeichnung) vorliegt und dass diese Rate weiter ansteigt, dann wird offensichtlich, wie immanent wichtig auch und besonders heute noch eine Aufklärung auf breiter Ebene ist.
Vorausschauende Zahnarztpraxen haben neben ihrer landläufig bekannten Tätigkeit des “Füllens von Karieslöchern“ mittlerweile auch einen starken Fokus auf die Behandlung und Prävention von Parodontitis gelegt. Wie wichtig für den reinen medizinischen Erhaltungszustand des Zahnapparates dabei unsere eigene Zahnpflege und besonders auch die professionelle Zahnreinigung (PZR) sind, wurde bereits an anderer Stelle ausführlich abgehandelt.
Ein stressiger Alltag mit einem anstrengenden Berufsleben, das immer noch weit verbreitete Rauchen oder auch eine familiäre Vorbelastung fördern oder bedingen das Entstehen von Parodontitis. Deren Bakterien wiederum können über unseren Blutkreislauf in andere Teile des Körpers gelangen und dort für Schädigungen sorgen. Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist nur eine von vielen möglichen Beeinträchtigungen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, zählt sie doch zu den häufigsten Todesursachen in unserem Kulturkreis.
Ungefähr 12.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr an den Folgen einer Pneumonie-Erkrankung. Nachgewiesenermaßen haben Patienten mit einem Parodontitis-Befall hier ein mehr als fünffaches (!) Risiko, eine Pneumonie zu erleiden. Auch lassen sich Auswirkungen einer Parodontitis auf unser Bronchialsystem nachweisen. Hier belegt die Wissenschaft eine eindeutige zusätzliche Einschränkung der Atemwegsfunktion bei einer chronischen Bronchitis, wenn der Betroffene gleichzeitig unter einem parodontitischen Befund leidet.
Neusten umfassenden Studien zufolge lassen sich sogar Beziehungen zwischen einer Parodontitis und dem Risiko einer Krebserkrankung herstellen. So können die Zahlen dahingehend interpretiert werden, dass man von einem dreizehnfach höheren Risiko für eine Erkrankung an Krebs ausgehen kann, wenn der Patient gleichzeitig an einer Parodontitis leidet. Ist diese zudem stark ausgeprägt, erhöht sich das Krebsrisiko sogar auf fast 45 %. Interessant – und für unsere Ausführungen besonders wichtig – war dabei die Tatsache, dass die festgestellten Krebserkrankungen im Grunde typische Rauchervarianten waren, sämtliche untersuchten Personen jedoch Nichtraucher waren.
Es wird schnell deutlich, dass mit den vergleichsweise einfachen und harmlosen Präventivmaßnahmen eine nachhaltige Schädigung anderer, auf den ersten Blick gar nicht mit dem Mundraum in Zusammenhang stehenden Körperteilen zu verhindern ist. Wir müssen uns nur vor Augen führen, wie wir mit der täglichen korrekten Zahnpflege sowie den regelmäßigen Kontrollbesuchen und PZRs durch geschultes Fachpersonal unser Risiko verringern oder verhindern können, an einer Parodontitis zu erkranken. Und im gleichen Zuge minimieren wir die Risiken für weitere, teilweise letale Schädigungen.
Es wäre fatal, bei der ganzheitlichen Betrachtung unseres Körpers und seines Zustandes den Mundraum und besonders die Zähne unberücksichtigt zu lassen. Wenn auch eine lebensbedrohliche Beeinträchtigung, wie in den vorgenannten Beispielen umrissen, nicht zwangsläufig auftreten muss, so ist mit der entsprechenden Prophylaxe und ggf. einem notwendigen Therapieplan dafür gesorgt, dass wir in vielen Belangen das Wohlbefinden (und die Leistungsfähigkeit) unseres Körpers nachhaltig beibehalten oder schnell wieder herstellen können.