„Zahnarzt verknackt, weil er einer Frau unangekündigt 14 Zähne gezogen hat"
Diese Nachricht hat es auf die ersten Seiten der einschlägigen Frühstücksliteratur geschafft!
Zu Recht?
Natürlich!
Hier liegt, wenn es sich so zugetragen hat, eine Straftat mit massiver Körperverletzung vor, die nicht ungesühnt bleiben darf!
Ein 2-jähriges Berufsverbot erscheint da wie ein Hohn für die geschädigte Patientin, die nun mit multiplen Implantaten oder herausnehmbaren Applikationen ‘gesegnet‘ sein wird!!!
Dass hier auch gleich wieder Ressentiments gegen die Zahnärzteschaft bedient werden, schwingt selbstverständlich mit und mag den verantwortlichen Redakteuren die Entscheidung auf der Suche nach einer populistischen Schlagzeile sicherlich erheblich vereinfacht haben!
Etwas irritiert habe ich später folgenden Artikel lesen müssen, dessen Inhalt - so banal er erscheinen mag - doch bedenklich ist: Hier wird der Patient darüber 'aufgeklärt', wie er mit dem Arzt umzugehen hat, damit es zu einer vernünftige Beratung vor invasiven zahnmedizinischen Eingriffen bekommt!
Es wird zum Beispiel folgende Fragestellung vor einer Extraktionsmaßnahme angeraten:
„Was ist die konkrete Indikation oder Diagnose? Wackelt der Zahn? Oder ist er entzündet? Steht er einem vernünftigen Zahnersatz im Weg?" Der Patient könne sich auch andersherum erkundigen: "Wie lange würde der Zahn denn noch halten, wenn Sie den jetzt nicht ziehen?"…..“
Ich empfinde den Vorschlag der Redaktion “Volksstimme“ (!) als erschreckend.
Meiner Meinung nach ist es, abgesehen von der ethischen Verpflichtung die der Beruf mit sich bringt, schlicht eine Frage des Respektes und der guten Erziehung, dem Patienten alle Diagnosen und Therapiemöglichkeiten so detailliert zu erläutern, dass er beruhigt eine eigene Entscheidung fällen kann. Das dies vor dem Hintergrund der Kassenpolitik und der Versicherungsarithmetik
sehr schwierig ist, da weder gewollt noch finanzierbar, kann am Ende des Tages keine Begründung für die kommunikative Reduktion des Patienten auf ein Werkstück sein.
Auf der anderen Seite ist es meiner Meinung nach eine Frage von Verstand sich als Patient einer ambulanten, gegebenenfalls invasiven Therapie zu widersetzen, wenn darüber nicht detailliert informiert wurde. Dazu müssen Patienten offensichtlich aber ermutigt werden!
Selbstverständlich gibt es hier Grenzen an die der Patient und der Arzt stoßen werden: dort beginnt das Vertrauen, welches ein Patient irgendwann dem Behandler entgegen bringen muss, in der Hoffnung die richtige Entscheidung getroffen zu haben!
Der geschilderte Fall, so er sich auch tatsächlich zugetragen hat, ist ein Desaster für die Patientin und das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten – eine Verallgemeinerung ist jedoch sicher dumm und gefährlich.
Das größte Problem ist aber, dass das Produzieren eines solchen Artikels überhaupt notwendig zu sein scheint.